1916 Eröffnung der ersten Blindenführhundschule der Welt
Um die Jahrhundertwende war in Deutschland die Ausbildung und der Einsatz von Sanitätshunden, um Verwundeten auf dem Schlachtfeld zu helfen, bereits weit gediehen und wurde vom Sanitätshundeverband vom Deutsche Roten Kreuz realisiert.
Der Vorsitzender des „Deutschen Vereins für Sanitätshunde“ Dr. Gerhard Stalling führte bereits Versuche mit diesen Hunden durch, um sie für erblindete Veteranen zu nutzen.
Die vielen jungen Blinden in Folge des 1. Weltkrieges steigerten das Interesse an Führhunden. Betroffene 37 Kriegsblinde aus den Berliner Lazaretten gründeten am 5. März 1916 den Bund erblindeter Krieger. Der Bund macht es sich zur Aufgabe, für die 3.500 Kriegsblinden, die nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland leben, eine angemessene materielle Versorgung und gesellschaftliche Anerkennung zu erstreiten. (9)
In Folge gründete Dr. Gerhard Stalling, mit weiterer Unterstützung des Kriegsministeriums, die erste Blindenführhundschule der Welt in Oldenburg.
Bereits im Jahresbericht 1917 verweist der Bund auf die erfolgreiche Ausbildung von acht Führhunden in Oldenburg. (10)
Durch die veränderte Kriegslage ab Anfang 1918 begann die Reduzierung der Sanitätshundetruppe. Überzählige Tiere sollten, soweit man sie nicht andernorts benötigte, dem Verein zurückgegeben werden, um sie zu Führhunden für Kriegsblinde um zu trainieren. (11)
Die Dauer der Ausbildung betrug ein halbes Jahr. Eine Einarbeitung der Kriegsblinden von vier bis sechs Wochen fand in der Führhundschule statt, danach wurde das Gespann am Heimatort unterwiesen. Zum Ende hatte das Gespann eine Prüfung vor einer Kommission zu bestehen. Die kostenlose Abgabe erfolgte zunächst nur an Kriegsblinde.
Innerhalb eines Jahres wurden 86 Blindenhunde ausgebildet und übergeben und bis 1919 waren bereits 539 Blindenhunde an Kriegsblinde übergeben worden.Ab 1922 begann auch die Versorgung für die Zivilbevölkerung, auch Blinde in England, Frankreich, Spanien, Italien, Amerika, Kanada und Russland wurden mit Führhunden versorgt. (12)
Nach anfänglicher Expansion mit Filialen in Bonn, Breslau, Dresden, Essen, Freiburg, Hamburg, Magdeburg, Münster und Hannover musste die Führhundschule aus wirtschaftlichen Gründen ihre Pforten im Jahr 1931 dauerhaft schließen. Dem vorausgegangen waren Querelen mit dem Bund der Kriegsblinden sowie eine Ablehnung der Genehmigung, weiter Geldspenden zu sammeln. (13)