Orientierungs- und Mobilitätstraining

Unsere Trainerinnen absolvieren gerade ein Orientierungs- und Mobilitätstraining. Das sogenannte O&M Training, sorgt dafür, dass blinde oder sehbehinderte Menschen sich besser und vor allem eigenständig in ihrem Umfeld bewegen können.

Ziel des O&M Training:

  • Orientierung – vorhandene Sinne zu nutzen und sich mit Hilfsmitteln wie z.B. dem Langstock frei bewegen zu können
  • Mobilität – sichere und selbständige Fortbewegung im häuslichen Umfeld und im öffentlichen Raum 

Durch bessere Orientierung und damit mehr Mobilität, erlangt eine blinde oder hochgradig sehbehinderte Person mehr Zugang und somit mehr Teilhabe am öffentlichen Leben. 

Die Ausbildung eines Blindenführhundes ist nur ein kleiner Teil unserer Arbeit und endet nicht damit, dass der Hund gelernt hat eine Person sicher von A nach B zu führen. Viel Einfühlungsvermögen und Sensibilität ist notwendig, um ein Team (Gespann: Mensch als Navigator und Hund als Pilot) zu formen, welches eigenständig und sicher sein Ziel erreicht. 

Durch das O&M Training lernen unsere Blindenführhundausbilderanwärterinnen sich in die Herausforderungen, die sich einem blinden oder sehbehinderten Menschen im Alltag stellen, hineinzuversetzen und somit besser darauf eingehen zu können.

Essen mit Dunkelmaske

Unter der Anleitung einer erfahrenen O&M Trainerin, lernen sie Orte und Situationen kennen und darauf zu reagieren. Hierbei tragen sie eine Maske über den Augen und müssen sich auf ihre verbleibenden Sinne und Hilfsmittel wie den Langstock verlassen. Ein wichtiger Teil des Trainings ist es, zu erkennen wie sich ein blinder oder sehbehinderter Mensch orientiert und in welchen Situationen besondere Hilfe nötig ist. Auch der richtige Umgang mit einer sehbeeinträchtigten Person wird geschult, hierbei gilt: “Hilfe so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich”. Fragen Sie eine Person, die vielleicht ihre Orientierung verloren hat, oder einen Eingang sucht, ob Hilfe benötigt wird und erklären Situation oder Wegbeschreibungen verbal und anschaulich.

O&M Training
O&M Training

„Im O&M Training bin ich in die Rolle eines völlig Erblindeten geschlüpft. Lediglich hell und dunkel konnte ich noch unterscheiden. Sofort schärften sich all meine anderen Sinne, aber das reichte nicht aus, um meine gewohnten Alltagssituationen zu bewältigen. Auch das Ertasten mit dem Langstock fragt Übung und Feingefühl. Unter anderem stellte ich fest, dass eine belebte Straße oder Kreuzung überqueren eine große Herausforderung ist und einer Mutprobe gleicht. Obwohl Autos noch gut hörbar sind, geht ebenfalls große Gefahr von Radfahrern oder anderen mobilen Hindernissen aus.

Für alle Sehbehinderten wünsche ich mir mehr Rücksichtnahme und Respekt unter den Mitmenschen. Bieten Sie ihre Hilfe an, wo sie nötig ist und seien Sie bitte nicht leise, denn Geräusche wahrnehmen ist sehr wichtig für die Orientierung eines Blinden. Nach dieser Erfahrung des O&M Trainings bin ich sehr glücklich, meine Sehkraft zu besitzen.“

Cindy Röhr – Blindenführhundtraineranwärterin

Das O&M Training ist auch eine Grundvoraussetzung, um einen Blindenführhund zu erhalten, denn nur wer sich eigenständig im öffentlichen Raum bewegen kann, dem kann ein Blindenführhund als Navigator eine große Hilfe sein.

Leider gibt es in Deutschland viel zu wenig O&M Trainer/-innen, die Menschen mit einem Sehhandicap die nötige Hilfe, Mittel und Wege aufzeigen. Eine staatliche anerkannte Ausbildung als Rehabilitationslehrer oder Lehrerin mit dem Schwerpunkt Orientierung und Mobilität (O&M) und Lebenspraktische Fähigkeiten (LPF) wird vom Bundesverband der Rehabilitationslehrer/-innen für Blinde und Sehbehinderte e.V. angeboten.