Ein dickes Dankeschön!

Ich melde mich auch mal wieder zu Wort. Das Jahr 2012 war ein schlimmes Jahr. Im Juni kam die Diagnose, dass meine Blindenführhündin Sarah an einer schlimmen Art von Krebs leidet. Ende September mussten wir unsere geliebte Sarah dann einschläfern lassen. In diesem Monat war sie erst zehn Jahre alt geworden. Viel zu früh um schon Abschied nehmen zu müssen. Aber gegen Krebs kann man eben meist nichts machen.

Die Zeit danach war für mich und auch für meinen Mann ganz schlimm. Ich war noch gar nicht darauf eingestellt, mich um einen neuen Führhund zu kümmern. Denn abgesehen von der Krebserkrankung war Sarah topfit. Ich habe mit meiner Sarah acht schöne Jahre verbringen dürfen. Sie war immer für mich da und auch kaum von meiner Seite zu bewegen. Sie war eine tolle Führhündin. Einen lieben Dank an Anke Krüger, die Sarah ausgebildet hat und in der ganzen Zeit immer für uns da war.

Das dann folgende Jahr mit Langstock war echt nicht mein Ding. Ich habe wieder einige Stunden Mobilitätstraining absolviert aber in diesem Jahr längst nicht die Unabhängigkeit erreicht, die ich mit Sarah hatte. Meine täglichen Wege zur Arbeit, Arztgänge und Einkäufe klappten zwar, aber mit weitaus weniger Bewegung. Öfter habe ich den Bus genommen und auch mal ein Taxi oder mein Mann hat mich gefahren. Es ging im Laufe der Zeit besser. Aber ich aber war längst nicht so frei wie mit einem Führhund.

Im Mai 2013 rief mich der Trainer Sascha Wick an, dass er evtl. eine geeignete Führhündin für mich hätte und ich im Juli zum Infoseminar kommen könnte. Diese Wochen bis dahin vergingen viel zu langsam, weil ja noch längst nicht klar war ob Duala überhaupt zu mir passen würde. Duala ist eine schwarze, sehr lebhafte (ich nenne es mal so) Labradorhündin. Dann war bei mir bzw. uns auch der Gedanke, ob ein Labrador überhaupt zu uns passen würde. Ich hatte ja bis dahin drei Schäferhündinnen gehabt und mit einem Labrador, außer mit denen aus Freun-deskreisen, keine Erfahrung und wusste nicht, wie diese Rasse tickt. Man hört ja immer soooo viel aber eigene Erfahrungen sind schon doch was ganz anderes.

Es kam nun das Info-Wochenende und von dem Moment, als der Trainer Sascha Wick Duala losließ und sie zu mir kam, war es um mich geschehen. Sie ist eine so liebenswerte Hündin, dass sie mich gleich um ihre Pfote gewickelt hat und nicht mehr losließ. Es war gar kein Problem, dass sie bei mir blieb. Ich kannte es ja nun von den Schäferhunden, dass die doch erst einmal beim Halterwechsel sehr gelitten haben. Aber Duala war ganz cool und blieb dann eben mal bei mir. Dieses Wochenende mit Spaziergängen und Laufen im Geschirr war so toll, dass ich am liebsten nicht ohne sie nach Hause gefahren wäre. Auch mein Mann, der eigentlich ein Schäferhund-Fan ist, hatte sich schon gleich um ihre Pfote wickeln lassen.

Im September 2013 begann dann Dualas und meine Einschulung in Berlin. Es war so ein schönes Gefühl wieder so frei zu laufen. Die Eingewöhnungswoche ohne Trainer bei uns zu Hause lief auch sehr gut und es war super wieder einen Hund im Haus zu haben. Dann kam der Trainer zur weiteren Einschulung zu uns nach Hause und wir haben die Wege gemacht und gelernt, die wir nun in unserem Alltag benötigen. Jetzt war die Zeit wieder da, viel zu Fuß und allein zu unternehmen.

Endlich!!!Ganz klar war auch, dass wir uns erst einmal aufeinander einspielen und einander kennenlernen muss-ten. Dies geht nicht von heute auf morgen und auch nicht während des Einschulungslehrganges. Wir brauchten schon ein Jahr, zumal es auch eine andere Rasse ist. Hin und wieder habe ich noch Probleme, manche Verhaltensweisen zu verstehen. Ich sage immer, es ist anders mit einem Labrador aber nicht schlechter oder besser als mit einem Schäferhund.

Ich mache vieles anders als mit meinen vorherigen Hunden. Die Freizeit von Duala gestalte ich komplett anders: Bei uns gibt es viele Gräben und Teiche und ein Labrador möchte da dann ja am liebsten hinein: Also wird die Freizeit mit anderen Hunden, das Toben mit ihnen, an Orten gemacht, wo kein schmutziges Wasser ist. Wir spielen auch viel gemeinsam draußen und in der Wohnung machen wir Kopfarbeit. Das macht ihr sehr viel Freude. Sie versteht sich auch mit allen anderen Hunden, was beim Schäferhund manchmal aus rassetypischen Gründen problematisch war, da Schäferhunde allgemein leider einen schlechten Ruf bei vielen Menschen haben.

Ich gestalte die Woche, was unsere Unternehmungen angeht, mit ganz viel Abwechslung. Ich merke auch, dass es mir sehr guttut, mir und meiner Duala viel Abwechslung zu bieten. Duala wird es doch schnell langweilig, wenn ich nicht für Unterhaltung sorge. Ich habe durch Duala auch schon neue Wege kennengelernt, die sie unbedingt mal ausprobieren wollte und ich bin dann eben mitgegangen. Manchmal ist es für mich auch noch sehr ungewohnt, wenn sie wieder etwas Neues ausprobieren will und da bin ich dann etwas unsicher. Immer möchte ich ihre Extrawege aber nicht probieren und dann muss sie da auch durch, was dann auch OK für sie ist. Scherzhaft dazu gesagt: „Ich möchte auch mal was entscheiden.“ Inzwischen habe ich mich an ihre Art zu denken schon gut gewöhnt und sie sich bestimmt auch an meine.Wo ein sehr deutlicher Unterschied zu merken ist zwischen Schäferhund und Labrador: Der Labrador wird ständig während der Führarbeit durch Ansprache oder Streicheln von unseren Mitmenschen abgelenkt. Das war beim Schäferhund weitaus weniger.

Ich freue mich ja auch einen so tollen, niedlichen und hübschen Hund zu haben. Aber es kostet schon viel Kraft, immer und jeden Tag aufs Neue das gleiche zu erklären. Super wäre es, wenn man Duala während der Führarbeit wie „Luft“ behandeln würde. Dann könnte Duala sich ganz auf ihre Arbeit konzentrieren und uns wäre beiden geholfen.Ich sage auch Dualas Trainer Sascha Wick ein ganz dickes Dankeschön, dass er mir eine so tolle Hün-din ausgebildet hat und auch in Zeiten, wo ich Fragen habe, immer geduldig zuhört und auch Erklärungen und Tipps für mich hat und mir mit Rat und Tat zur Seite steht. Es ist sehr wichtig, den Trainer auch später noch ansprechen zu können. Der Patenfamilie von Duala möchte ich auch sehr danken. Man merkt, dass sie eine schöne ‚Welpelizeit‘ hatte und sie Duala gut sozialisiert und auf ihren weiteren Werdegang als Blindenführhündin vorbereitet haben.

Ich habe es nicht bereut, mich für einen Labrador entschieden zu haben. Sie ist so lieb und ein richtiger Clown, der immer gute Laune verbreitet.

Anja Mester aus Lübeck