Blind in der Corona Pandemie

Wir alle haben im letzten Jahr erfahren müssen, was Isolation bedeutet und wie wichtig soziale Kontakte sind. Durch die Schließung von Theatern, Fitnessstudios oder das Arbeiten im Homeoffice änderten sich auch viele tägliche Routinen.

Der Blindenführhund und sein Halter oder seine Halterin stehen dadurch vor zahlreichen Herausforderungen, wie etwa veränderte Eingänge im Bus oder das Warten in der Schlange. Unsere Trainer und Trainerinnen sind in solchen Situationen als Kontaktperson da und helfen gern, denn wir verfolgen eine lebenslange Nachbetreuung unserer vierbeinigen Helfer.

Einhaltung der AHA-Regel 

Die Straßen und Geschäfte sind leer, die Menschen halten Abstand und sind durch die Maske und den Einschränkungen weniger kommunikativ. Für blinde und sehbehinderte Menschen wirft das viele Fragen auf.

  • Ich habe eine Frage nach dem Weg, wer kann mir helfen?
  • Wie viele Personen sind schon im Laden?
  • Gibt es eine Schlange, wo ich mich anstellen muss?
  • Halte ich genügend Abstand?
  • Hat das Geschäft ganztägig geschlossen oder gibt es nur veränderte Öffnungszeiten?

Abstand: Den Sicherheitsabstand einzuhalten, fällt oft schwer. Markierungen oder andere Menschen können nicht erkannt werden.

Hygiene: Da blinde und sehbehinderte Menschen viel Ertasten müssen, sind sie hier einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt.

Alltagsmaske: Durch das Tragen der Maske ist auch der Geruchssinn stark eingeschränkt und die damit verbundene Orientierung in Mitleidenschaft gezogen.

All diese Faktoren erschweren es, sich frei bewegen zu können. Ein hohes Risiko ist auch der oft unvermeidliche enge Kontakt zu fremden Personen. Manchmal wird Unterstützung durch sehende Menschen beim Überqueren einer Straße benötigt, oder um herauszufinden, welche Buslinie gerade an der Haltestelle einfährt. Gehen Sie in solchen Situationen auf die betroffene Person zu, um mit genügend Abstand freundlich ihre Hilfe anzubieten.

Die Guten Seiten der Corona-Pandemie

Unsere Führhundhalterin Frau Sonne hat die Zeit genutzt, um mit ihrem Blindenführhund Thaja die Umgebung zu erkunden. Sie war viel draußen, denn Bereiche, an denen das Tragen einer Maske Pflicht ist, empfindet sie als unangenehm: „Das ist, als bedecke die Maske das ganze Gesicht“, erklärt sie, auf den nun zusätzlich eingeschränkten Geruchssinn Bezug nehmend.

Thaya und Pernille Sonne
Pernille Sonne mit ihrem Führhund Thaya

Bei ihren Ausflügen fiel ihr auf, dass an einigen Ampeln keine Blindensignale installiert sind. Sie war positiv überrascht, dass nach einem Antrag über den Blindenverband, innerhalb kürzester Zeit mehrere Ampeln mit den so wichtigen Vorrichtungen, durch das Tiefbauamt ausgestattet wurden.

Die kleinen gelben Kästen an den Ampelpfosten geben Signale und zeigen so, wann es sicher ist die Straße zu überqueren. Einen Einfluss auf die Ampelphasen haben die Anlagen nicht. Viele Menschen drücken jedoch oft auf die Knöpfe in der Hoffnung, dass die Ampel auf Grün springt. Die genaue Funktionsweise können Sie auf der Seite des ABSV nachlesen.

Für ihr erfolgreiches Engagement gratulieren wir Frau Sonne recht herzlich!

Auswirkung auf die Stiftungsarbeit

Infokurse und Einarbeitungen wurden wegen Kontaktbeschränkungen verschoben oder den Gegebenheiten des jeweiligen Bundeslandes angepasst. Die Patentreffen waren eine Herausforderung. Anstatt sich in Gruppen zu treffen, um sich austauschen zu können, mussten Einzeltermine organisiert werden.

Damit wir unsere Arbeit sicher fortsetzen können, haben wir vorsorglich unser Büro und Gelände für den Besucherverkehr gesperrt und teilweise Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in das Homeoffice geschickt.

Hoffen wir gemeinsam auf eine schnelle Besserung der Lage. Bleiben Sie gesund.

Ihr Team der Stiftung Deutsche Schule für Blindenführhunde

Weitere Informationen:

Wie Sie blinde oder sehbehinderte Menschen in der Corona-Pandemie unterstützen können, erfahren Sie auf der Seite des DBSV Deutscher Blinden und Sehbehindertenverband e.V.:

Allgemeines:
https://www.dbsv.org/corona.html

Diesen Umgang wünschen sich blinde oder sehbehinderte Menschen:
https://www.dbsv.org/corona-tipps.html

Einen Erfahrungsbericht von Frau Drodofsky, welche den von uns ausgebildeten Blindenführhund Elmo hat, finden Sie hier:
https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Blinde-und-Corona-Abstand-halten-ist-unmoeglich,coronafuerblinde100.html

Wie Pernille Sonne die ersten Monate mit Thaja verbracht hat, können Sie hier nachlesen:
Pernille Sonne und Thaja – seit 5 Monaten ein tolles Team